Potsdam, Campus Griebnitzsee. 500 Schülerinnen und Schüler im Hörsaal, Regen und eine Lateinvorlesung. Die „Latinii“ aus 43 Brandenburger Schulen, darunter 17 vom Humboldt-Gymnasium in Eberswalde, reisten am Dienstag zum 15. Potsdamer Lateintag an. Dieser stand in diesem Jahr unter dem Motto: „Im Zentrum der Macht: Das Forum Romanum“. Der öffentliche Platz fungierte zur damaligen Zeit als Ort der politischen und religiösen Verwaltung, diente als Marktplatz und Versammlungsfläche. „Das Forum Romanum ist an jedem Tag anders“ – ständige Bauarbeiten und Veränderungen formten das Leben auf dem Symbolort, der heute nur noch einer Steinwüste gleicht. Zwar sind gewiss noch Tempelbauten und Häuser zu erkennen, sich vorzustellen, dass jener Platz früher der Anlaufpunkt in Rom, der „Stadt der sieben Hügel” war, gestaltet sich jedoch schon schwierigerer. Der Lateinunterricht, der dieses spannende Thema auch anspricht, steht jedoch zunehmend in der Kritik, da die Sprache ungenutzt scheint und ein Kulturverfall zu verzeichnen sei. Doch die Fachleute sind sich sicher: „Nichts davon ist tot.“
Aufgrund der Vielseitigkeit des historischen Denkmals wurde eine Palette an Vorlesungen und „Schnupperseminaren“ für Lehrer und Schüler angeboten – von archäologischen Erkenntnissen, über die technische und politische Veränderung Roms zwischen dem 16. und 21. Jahrhundert, bis hin zur virtual reality. Ein Forschungsprojekt der Filmuniversität Babelsberg beschäftigt sich seit diesem Jahr mit der digitalen Wiederbelebung des Platzes. Entwürfe und Videos von restaurierten Gebäuden und belebten Gängen wurden präsentiert. Um Geschichte jedoch nachvollziehen und erlebbar machen zu können, sind Sprachverständnis und Quellenarbeit von enormer Bedeutung. Um die Arbeitstechniken an der Universität zu erlernen, wurden im Anschluss an diese Vorträge verschiedene Seminare zur Textarbeit angeboten. Egal ob Caesars Leichnam, Kühe auf dem Forum oder politische Debatten – die Schüler konnten über den ganzen Tag hinweg, beispielsweise im Gespräch mit den Dozenten, ein Gefühl für das Studentenleben entwickeln: Abschalten in der Vorlesung, Mittagessen in der Mensa und Zurechtfinden auf dem Campus inklusive.